Universitätsschule sucht Studierende

Die Universitätsschule ist ein Schulversuch, der neue Konzepte des Lernens in Schule erprobt. Die Schule ist eine Ganztagsschule und gelernt wird hauptsächlich in Projekten. Aktuell hat die Schule 200 Schüler*innen von der 1 bis zu 5. Klasse und wir suchen Studierende, die sich vorstellen können dieses Lernen sowohl in Projekten als auch in Werkstätten zu begleiten. Solltet Ihr/ Sie Interesse haben, freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme. unischule@mailbox.tu-dresden.de

Agile Barcamp Leipzig 2019

Am vergangenen Wochenende zog es mich ins schöne Leipzig zum 4. Agile Barcamp der örtlichen Community. Rundum fand ich es ein gelungenes Event. Die Location in der alten Spinnerei allein ist eigentlich einen Trip wert, aber ich liebe so alte Gemäuer die zu neuem Leben erwachen einfach. Auch wenn ich sagen muss das ich nicht dauerhaft in einer solchen alten Fabrikhalle arbeiten wöllte. Ein dickes Dankeschön an die Orga und an alle Session OwnerInnen und Input GeberInnen, ihr wart großartig. Hier nun ein paar Gedanken die ich auf der (Un-)konferenz gesammelt habe.

Keynote

Die Keynote zum Thema “New Pay – Alternative Arbeits- und Vergütungsmodelle” von Nadine Nobile, war locker gestaltet und ein guter Auftakt zu einer Veranstaltung in der immer wieder die Frage aufgeworfen wurde wo die Unterschiede zwischen alter und neuer Welt denn seien.

Kern der Keynote für mich war, dass sich mit neuer Arbeit ein neuer Anspruch verbindet. Im Kern streben wir alle nach Fairness, egal ob das Arbeitszeiten oder Entgelte betrifft.

Interessante Details waren für mich zwei Beispiele für moderne Vergütungsmodelle. So war die Erkenntnis, das sich eine eingeführte Gehaltsstufe in einem Unternehmen, welches eigentlich ein Einheitsgehalt zahlt, innerhalb von Monaten so negativ ausgewirkte das sie wieder abgewickelt wurde, schon überraschend.

Auch das die Abweichung zwischen Wunschgehältern und alten Gehältern in einer Genossenschaft nur um 15% unterschieden passt eigentlich gar nicht zu unserem raffgierigen Menschenbild.

Session - Agiles Mindset

Conrad Giller versuchte in einer Session zu erörtern was überhaupt so ein Mindset ist und schließlich zu zeigen wo der Unterschied zwischen dem traditionellen Manager Mindset und dem neuen agilen Mindset ist. Dabei definiert er das Mindset als Entscheidungshilfe beim lösen von Problemen.

Der Manager von früher fährt dabei nach dem Muster:

Ich weiß wie es geht und setze um/durch was ich brauche.

Auf der anderen Seite steht der Agilist mit seinem Team und folgt dem Credo:

Wir suchen und finden gemeinsam immer wieder die beste Lösung für alle Beteiligten.

Ich denke das ist ein sehr ideales Bild, denn ohne eine Richtung und einen Impuls von dem was gebraucht wird, läuft Wertschöpfung doch eher lustlos denn effektiv.

Session - Remote Team (building)

In einer Session die ich selbst anbot, holte ich mir einigen Input zum Handling von Remote Teams, da ich gerade selbst in die Situation gekommen bin ein solches zu bändigen.

Kredo des Inputs war durchweg das es in einem Remote Team eine der wichtigsten Sachen ist die Standorte auf einer persönlichen Ebene zusammen zu bringen. Sonst gibt es schnell Silos und Fingerpointing.

Im wesentlichen also, räumliche Nähe herstellen und sich gegenseitig besuchen, wann immer es geht. Darüber hinaus hilft regelmäßige, stabile und schnelle Kommunikation und ein gemeinsames Ziel. Die Standorte sollten nach gleichen Methoden arbeiten und auf gleichem fachlichen und technischen Stand arbeiten.

Es purzelten noch ein paar gute Methoden Vorschläge wie das Agilometer, Personal Mapping und Remote Pairing heraus die ich sicher noch einmal genauer evaluieren werde.

Session - Kampf dem Suppenkoma

Die Session von Phillip Staat widmete sich sehr praktisch und reflektierend dem Thema Energizer. Da ich diese eigentlich selbst oft als unangenehm empfinde stellte ich mich der Session und konnte ein paar Ideen mitnehmen.

Session - Personal Maps

Die schon in meiner Remote Team Session angesprochenen Personal Maps füllten später noch eine eigene Session von Florian Latzel der das Konzept vorstellte. Die Idee ist trivial, als Teambildende Maßnahme ist es die Aufgabe innerhalb des Teams von jeder Person eine mindmapartige Karte zu erstellen und verschiedene Facetten wie Hobbies, Familie, Werte, Ziele, etc. zu zeichnen und dann gemeinsamkeiten zu suchen.

Liegt sicher wieder nicht jedem aber wenn man sich zum Beispiel, das Johari Fenster bewusst macht, wird klar wie wertvoll diese Übung sein kann. Vor allem wenn man sie kollaborativ erarbeitet und nicht als schnödes Selbstvorstellungsspiel.

Nebenbei purzelte aus dem Auditorium noch eine ganze Reihe von Ideen heraus die in die gleiche Richtung gehen oder gut zur Methode selbst passen.

Session - Szenarien des agilen Wandels

Noch einmal Conrad Giller mit einer Übung zur Reflektion von Charakteren die sich schwer tun in der neuen Welt. Es wurden einige Charaktere erörtert wie der fiktive Bernie, ein Manager der viel von neuen Werten und Transparenz schwärmt, im Ernstfall aber immer das One on One Gespräch sucht.

Ziel der Übung war klar: Nicht Werten und nicht Urteilen sondern versuchen die Motive, Ängste und Werte zu erkennen. Im wesentlichen also empathisch versuchen zu verstehen warum eine Person tut was sie tut und nicht anders.

Keynote - Wird das agile doch wieder in Prozessen ertränkt

Gunther Dueck, eigentlich schon ein Statement für sich philosophierte am Sonntag Morgen ebenfalls über die alte und die neue Welt. Vom Management und seinen Prozessen, dem Hang zur McDonaldisierung kam er schließlich zum wohl geilsten Bild des Barcamps:

Manager sind eigentlich wie Hunde, sie sind Rudeltiere die erstmal die Hierarchie ausmachen und sich dann zum Ziel dirigieren lassen, am Ende aber immer freudig mit dem Schwanz wedeln. Auf der anderen Seite sind die Agilisten die wie Katzen ihr eigenes Ding machen und ein Thema nur angehen wenn sie es selbst wollen. Katzen wedeln auch mit dem Schwanz, es bedeutet aber etwas ganz anderes.

Auf jeden Fall hatte diese Keynote einen gaaanz großen Unterhaltungsfaktor und viele Anstöße zum später nachlesen und nachdenken.

Session - Die No-Go Methode

Eine sehr praktische Session stellte den Wert von Abstimmungen in Teams in Frage. Das oft genutzte einfache Abstimmen per Dot-Voting stellt immer nur die eine Seite des Willens dar.

Die Teilnehmer sollten zunächst mittels der 6-3-5 Methode Vorschläge für ein Teamevent erstellen. Im Anschluss sollten zunächst alle abstimmen welchen der Vorschläge sie annehmen. Die Wahl war recht klar, die Mehrheit wollte einen Escape Room Ausflug machen.

Doch der zweite Schritt war anders, jetzt sollte man parallel abstimmen was man auf keinen Fall will. Und hier wendete sich das Blatt, denn es fanden sich sehr viele Stimmen, welche eben nicht in einen Escape Room wollten.

Simples Abstimmen hätte hier also Personen in eine Zwickmühle und unangenehme Situation gebracht.

Session - Erfolgsmessung in Teams

Die Eingangsfrage der Session war: Wie kann man den Erfolg von Retromaßnahmen messen. Als Mittel wurden Causal Loop Diagrams vorgestellt und ausprobiert. Leider war mir die Session etwas zu verworren, der Kern wird aber dennoch meine Toolbox berreichern.


Bildquelle: Agile Barcamp Leipzig

Erste Woche - Schule von Morgen

Wie bereits in meinem Posting Reboot angeteasert haben meine Kinder die Gelegenheit seit Montag die
Universitätsschule Dresden zu besuchen. Grund für einen Schulwechsel im Allgemeinen war der katastrophale und demotivierende Unterricht den wir in der Grundschule von Bannewitz vorgefunden haben. Die Wahl auf die Universitätsschule fiel am Ende ein wenig durch die Koinzidenz von überzeugendem Konzept, richtigem Zeitpunkt und vielleicht etwas Glück.

Das Konzept der Schule sieht ein Lernen in Projekten und viel Werkstattarbeit vor. Den Kindern soll nicht mehr fest vorgegeben werden wie, woran und mit wem sie sich den Stoff des Lehrplans erarbeiten. Die Klassenstufen eins und zwei sowie drei und fünf wurden zum Schulstart jeweils zu Stammgruppen zusammengelegt. Dadurch erreicht man leichter ein Gefühl der Zusammengehörigkeit als würde man alle Kinder komplett frei laufen lassen. Für die Eltern steht somit auch immer ein Lernbegleiter zur Verfügung der das Pendent zum Klassenlehrer darstellt.

Lernbegleiter, das Wort mag sperrig klingen folgt aber dem Konzept der Schule. Die Kinder sollen lernen selbst zu lernen. Ihren Weg zum Wissen finden und an den Aufgaben wachsen statt vorgekautes Wissen ohne Widerworte zu konsumieren. Der Bruch im Worte wird soweit ich es beobachte zumindest von der Schule durchgezogen. Manch Eltern beim Schwatz auf dem Hof sprechen aber noch immer vom Lehrer und der Klasse.

Die “Klasse” existiert tatsächlich noch auf Seite der Bürokratie und in vielen elterlichen Köpfen, die Grenze zwischen Grund- und Oberschule wurde aber bereits aufgeweicht. Wobei man aber den Altersunterschied schon deutlich merkt und hier sicher noch ein gutes Stück Lernarbeit zu tun ist damit aus Oberschul- und Grundschullehrern, Lernbegleiter für die Klassenstufen 1-10 werden. Auch hier ein Bruch im Namen, nicht von Klassen sondern von Stammgruppen ist die Rede und die Kinder finden sich in Teams zusammen um an Themen in Form von Projekten zu arbeiten.

Wenn eine Schule startet, dann natürlich nicht ohne Holpern. Die Technik will nicht so wie sie soll. Sei es das Anmeldesystem im Keller das keinen WLAN Empfang hat und nach zwei Dutzend Kindern die Segel streicht, oder die Laptops die irgendwie jeden Tag startbereit sein sollen. Ärgerlicher und schwerer zu beseitigen ist da schon der langweilige Schulhof und die maroden Fenster.

Freilich ist nach einer Woche noch nicht der Zeitpunkt gekommen von einem Erfolg zu sprechen aber man spürt in der ganzen Schule das sich Pädagogen und Wissenschaftler viele Gedanken gemacht haben und eine motivierte Stimmung herrscht. Den Kindern gefällt es bis jetzt, auch wenn man ihnen als auch den Pädagogen die Erschöpfung ansieht und sie totmüde Abends in ihre Betten fallen.

Die Tochter sagt beim Abendbrot: “Ich hab mir die neue Schule eigentlich anders vorgestellt. Das da ganz viele Tische stehen wo man dann Arbeitsblätter mit anderen Kindern bearbeitet.” Und mir fällt wieder der dicke Aktenordner ein, der nach zwei Jahren Regelschule in Bannewitz tatsächlich nicht ausgereicht hat die Flut von Kopien noch zu halten. Etwas anderes als Arbeitsblätter und Einzelarbeit haben meine Kinder nicht gelernt um zu lernen. Ich vertraue darauf das die Pädagogen der Universitätsschule es schaffen den 220 Kindern die in diesem Jahr gestartet sind (und allen die noch kommen) zeigen können, dass sie fürs lernen eigentlich gar nichts brauchen als Neugier und ihren eigenen Kopf.

Universitätsschule Dresden

Vertrauensvorschuss

Wer weiß schon was sich hinter einem neuen Kollegen verbirgt? Wer weiß ob die Einführung einer neuen Methode oder Technologie den erhofften Erfolg bringen wird? Die Frage steht oft im Raum, vom Management bekommt man dann gern einen Vertrauensvorschuss.

Aber was ist eigentlich ein Vertrauensvorschuss? Kann man Vertrauen eigentlich vorschießen? Ist Vertrauen so etwas wie eine Währung? Ist es ein Topf der man voller oder mal weniger voll sein kann? Oder ist Vertrauen doch eine binäre Sache?

Meine ganz persönliche Meinung: Entweder man hat Vertrauen, oder eben nicht. Vertrauen bedeutet für mich, dass ich daran glaube das Jeder sein Bestes gibt und an einem Erfolg interessiert ist. Dabei akzeptiere ich aber auf der anderen Seite, dass ein Scheitern möglich ist oder auf dem Weg zum Ziel Fehler passieren.

Ein Vertrauensvorschuss bedeutet in meinen Augen, dass ich eben nicht daran glaube das jemand ein gesetztes Ziel erreichen wird. Oder zumindest nicht den vorgeschriebenen Weg einhalten wird. Es bedeutet, dass ich eigentlich nicht vertraue und im Falle eines Scheiterns mit negativen Konsequenzen agieren werde. Ein ausgesprochener Vorschuss von Vertrauen ist für mich also in aller Regel die Ankündigung von Erfolgsdruck und Kontrolle.

Mein Baby hat gepullert

Ich glaub es hackt. Alles muss Smart sein, jetzt auch die Windeln? Was für Hubschrauberflottilien-Eltern sollen denn das das sein die eine Smarte Windel brauchen. Eine Windel die auf den Handy anzeigt ob das Kind gerade gepullert hat oder sich bewegt?

Ein Kind braucht doch bitte keine App um beim schlafen kontrolliert zu werden, sondern seine Eltern. Ganz abgesehen davon das es echt niemanden etwas angeht wann mein Kind die Windel voll hat und wie oft ich diese wechsle.

So ein Scheiß gehört echt vom Markt genommen wie Puppen die man per Bluetooth abhören kann. Ich kann mir als Konsumenten eigentlich nur Eltern vorstellen die total unsicher sind, wie sie mit dem Kind umgehen sollen. Und gerade dann sollte man es mit Nähe und Vertrauen versuchen, statt mit Elektronik und Apps.

Sorry musste jetzt mal raus, aber wenn man von so etwas liest und dann auch nach dreimal nachschauen nicht der 1. April ist, dann ist mal Schluss.