Wie bereits in meinem Posting Reboot angeteasert haben meine Kinder die Gelegenheit seit Montag die
Universitätsschule Dresden zu besuchen. Grund für einen Schulwechsel im Allgemeinen war der katastrophale und demotivierende Unterricht den wir in der Grundschule von Bannewitz vorgefunden haben. Die Wahl auf die Universitätsschule fiel am Ende ein wenig durch die Koinzidenz von überzeugendem Konzept, richtigem Zeitpunkt und vielleicht etwas Glück.

Das Konzept der Schule sieht ein Lernen in Projekten und viel Werkstattarbeit vor. Den Kindern soll nicht mehr fest vorgegeben werden wie, woran und mit wem sie sich den Stoff des Lehrplans erarbeiten. Die Klassenstufen eins und zwei sowie drei und fünf wurden zum Schulstart jeweils zu Stammgruppen zusammengelegt. Dadurch erreicht man leichter ein Gefühl der Zusammengehörigkeit als würde man alle Kinder komplett frei laufen lassen. Für die Eltern steht somit auch immer ein Lernbegleiter zur Verfügung der das Pendent zum Klassenlehrer darstellt.

Lernbegleiter, das Wort mag sperrig klingen folgt aber dem Konzept der Schule. Die Kinder sollen lernen selbst zu lernen. Ihren Weg zum Wissen finden und an den Aufgaben wachsen statt vorgekautes Wissen ohne Widerworte zu konsumieren. Der Bruch im Worte wird soweit ich es beobachte zumindest von der Schule durchgezogen. Manch Eltern beim Schwatz auf dem Hof sprechen aber noch immer vom Lehrer und der Klasse.

Die “Klasse” existiert tatsächlich noch auf Seite der Bürokratie und in vielen elterlichen Köpfen, die Grenze zwischen Grund- und Oberschule wurde aber bereits aufgeweicht. Wobei man aber den Altersunterschied schon deutlich merkt und hier sicher noch ein gutes Stück Lernarbeit zu tun ist damit aus Oberschul- und Grundschullehrern, Lernbegleiter für die Klassenstufen 1-10 werden. Auch hier ein Bruch im Namen, nicht von Klassen sondern von Stammgruppen ist die Rede und die Kinder finden sich in Teams zusammen um an Themen in Form von Projekten zu arbeiten.

Wenn eine Schule startet, dann natürlich nicht ohne Holpern. Die Technik will nicht so wie sie soll. Sei es das Anmeldesystem im Keller das keinen WLAN Empfang hat und nach zwei Dutzend Kindern die Segel streicht, oder die Laptops die irgendwie jeden Tag startbereit sein sollen. Ärgerlicher und schwerer zu beseitigen ist da schon der langweilige Schulhof und die maroden Fenster.

Freilich ist nach einer Woche noch nicht der Zeitpunkt gekommen von einem Erfolg zu sprechen aber man spürt in der ganzen Schule das sich Pädagogen und Wissenschaftler viele Gedanken gemacht haben und eine motivierte Stimmung herrscht. Den Kindern gefällt es bis jetzt, auch wenn man ihnen als auch den Pädagogen die Erschöpfung ansieht und sie totmüde Abends in ihre Betten fallen.

Die Tochter sagt beim Abendbrot: “Ich hab mir die neue Schule eigentlich anders vorgestellt. Das da ganz viele Tische stehen wo man dann Arbeitsblätter mit anderen Kindern bearbeitet.” Und mir fällt wieder der dicke Aktenordner ein, der nach zwei Jahren Regelschule in Bannewitz tatsächlich nicht ausgereicht hat die Flut von Kopien noch zu halten. Etwas anderes als Arbeitsblätter und Einzelarbeit haben meine Kinder nicht gelernt um zu lernen. Ich vertraue darauf das die Pädagogen der Universitätsschule es schaffen den 220 Kindern die in diesem Jahr gestartet sind (und allen die noch kommen) zeigen können, dass sie fürs lernen eigentlich gar nichts brauchen als Neugier und ihren eigenen Kopf.

Universitätsschule Dresden