Die Universitätsschule Dresden hat mit ihrem “Urlaub statt Ferien” Konzept einen weiteren innovativen Baustein im Petto. Statt starren Ferienzeiten haben die Lernenden mit ihren Familien hier die Möglichkeit, ihre Urlaubstage flexibel zu planen. Im ursprünglichen Konzept wird dabei von 30 frei verteilbaren Tagen gesprochen. Zusätzlich gibt es etwa 15 feste Schließtage, an denen der Schulbetrieb ruht.
Auf den ersten Blick erscheint das Konzept “Urlaub statt Ferien” äußerst attraktiv. Endlich ist es möglich, außerhalb der Hauptsaison zu verreisen, Geld zu sparen und dem Reisestress zu entkommen. Auch fällt endlich die lästige Ferienbetreuung weg die es zu organisieren gilt. Zudem könnten die Lernenden von individuellen Erholungsphasen profitieren, um sich vom anspruchsvollen Lehrplan zu erholen.
Praktisch fällt aber direkt eine Diskrepanz zwischen durschnittlich 75 Tagen Ferien und 55 Tagen Schulfrei auf! Ganze vier Wochen weniger Erholung im Jahr steht den Lernenden an der Unischule zur Verfügung. In der Theorie wird dies damit begründet, dass der Lernalltag für die Lernenden entspannter und entzerrter sei und somit kürzere Erholungsphasen ausreichen.
Doch diese Verringerung und Flexibilisierung der freien Tage hat in der Praxis einige Auswirkungen auf das Schuljahr und die Schulorganisation. Urlaub lieber in der Nebensaison, heißt auf der anderen Seite, dass der Unterricht vermehrt in die heißen Sommermonate fällt. Urlaub außerhalb der Ferien bedeutet auch weniger Ferienangebote, denn sind wir mal ehrlich wer kann denn 30 Tage im Jahr verreisen. Weiter fehlen Schüler azyklisch im Unterricht und Gruppenarbeiten oder die Arbeit in fest getakteten Projekten wird schwieriger koordinierbar, was zu Unruhe und Zeitdruck führt.
Besonders im ersten Jahr sorgten die bürokratischen Abläufe bei der Beantragung für viel Unmut und Unsicherheit bei den Familien. Die zur Verfügung stehenden 30 Tage erwiesen sich als knapp bemessen, um die Erschöpfung, die durch den langen Schultag entsteht, angemessen auszugleichen. Dies gilt nicht nur für die Lernenden, sondern auch für die Pädagogen. Letzteren entfällt eine flexible Verteilung von Vorbereitungsarbeit in der Ferienzeit, da auch sie nur 30 Tage im Jahr nicht am Kind arbeiten müssen.
Auch fiel uns auf, dass sich die Verringerung der freien Tage auf die Möglichkeit auswirkt, gemeinsam mit Kindern aus Regelschulen Ferienzeit zu verbringen. Insbesondere Familien die auch Kinder in Regelschulen haben profitierten nicht von der Lösung, wenn um den Urlaub in der Nebensaison geht. Gleiches gilt für Familien in denen ein Elternteil selbst an einer Schule tätig ist. Somit stehen einige Familien vor dem Dilemma, den Urlaub doch wieder in den Ferien nehmen zu müssen.
In der Ausbaustufe die wir im vierten Jahr erlebten, gab es gar nur 10 Tage flexiblen Urlaub während der Rest durch die Schule in den Ferienzeiten festgelegt wurde. Ich bin ehrlich, den Vorteil dieser Lösung kann ich als Elternteil nicht mehr erkennen.
Insgesamt zeigt sich, dass das Konzept “Urlaub statt Ferien” an der Universitätsschule Dresden in der Praxis nicht unsere Erwartungen erfüllt. Die anfängliche Euphorie wird durch bürokratische Hürden, die Begrenzung der Urlaubstage und die Verringerung der freien Tage getrübt. Es ist wichtig, dass Schulen solche innovativen Ansätze ausprobieren, kritisch reflektieren und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen, um den Bedürfnissen der Lernenden sowie deren Familien gerecht zu werden. Im Kontext dieser Reflektionsarbeit schmerzt es mich besonders, dass kaum ein medialer Bericht über die Schule umhin kommt diesen Konzeptanteil positiv heraus zu heben.
Es ist wichtig, dass Bildungseinrichtungen und Familien gemeinsam nach Lösungen suchen, die den Bildungsprozess und die Work-Life-Learn-Balance verbessern. Schließlich sollte Bildung immer das Wohl der Lernenden im Blick haben und gerade hier denke ich hat die Unischule noch viel größere Potentiale als die Zuteilung von freier Zeit im Jahr.
Abschließend möchte ich betonen, dass dies meine persönliche Meinung ist und andere Eltern und Lernende möglicherweise unterschiedliche Ansichten haben.