Frühstück in der Schule: Ein Fazit nach vier Jahren

Ein gemeinsames Frühstück für alle Kinder in der Schule - eine Vision, die in der Universitätsschule Dresden aufgegriffen wurde. Die Idee dahinter ist vielversprechend: Gemeinschaft und Kommunikation fördern sowie eine ausreichende Energiezufuhr für einen effektiven Lernprozess gewährleisten. Doch wie sieht die Realität aus? Ich möchte hier die Vision hinter dem Schulfrühstück beleuchten, die notwendigen Bedingungen zur erfolgreichen Umsetzung aufzeigen und die beobachteten Mängel in der Praxis diskutieren.

Die Vision eines gemeinsamen Frühstücks ist geprägt von der Vorstellung einer festen Gruppe von Kindern, die in einem geeigneten Raum zusammenkommen und in einer ruhigen Atmosphäre frühstücken. Pädagogen sind dabei präsent, um die Kinder zu betreuen und eine positive Gruppengemeinschaft zu unterstützen. Zudem spielt auch der Caterer eine nicht unwesentliche Rolle, schließlich muss er ein abwechslungsreiches, hochwertiges Frühstück zu einem sozialverträglichen Preis anbieten können.

Jedoch stößt dies in der Praxis auf verschiedene Herausforderungen. Das Frühstück findet oft in einer großen und lauten Schulmensa statt, was eine entspannte Atmosphäre beeinträchtigt. Die Kinder kommen zu unterschiedlichen Zeiten zum Frühstück, wodurch ein erwartetes gemeinsames Frühstück in der Gruppe erschwert wird. Hinzu kommt die Abwesenheit der Pädagogen, welche ja auch den Teil der Gruppengemeinschaft sind.

Ein weiterer Aspekt ist das Frühstücksbuffet, das eine begrenzte Auswahl an Speisen bietet. Zwar werden einige Grundnahrungsmittel wie Käse, Wurst, Butter, Brot, Brötchen, Cerealien, Obst und Gemüse bereitgestellt, jedoch fehlt es oft an Vielfalt und Qualität. Zudem ist es den Kindern nicht erlaubt, ihr eigenes Essen mitzubringen, was zu Unzufriedenheit und verschwendeten Lebensmitteln führen kann.

Um die finanzielle Belastung für Familien mit geringem Einkommen zu mildern, wurde ein Frühstückspatenschaftsprogramm durch den Förderverein der Schule ins Leben gerufen. Dieses Programm ermöglicht es, dass Familien, die Anspruch auf das Mittagessen durch das sächsische Teilhabepaket haben, Unterstützung beim Frühstück erhalten. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass dieses Programm nur das finanzielle Problem einiger Familien löst, nicht aber die übrigen Herausforderungen des gemeinsamen Frühstücks.

Angesichts der genannten Herausforderungen sollten überdacht werden, ob unter den gegebenen Umständen tatsächlich ein positiver Effekt durch das Frühstück erzielt wird. Möglicherweise ist es sinnvoll, das Projekt als Ganzes zu überdenken oder alternative Lösungsansätze zu prüfen. Eine Option wäre beispielsweise ein regelmäßiges wöchentliches gemeinsames Frühstück in den Gruppen, was den Sozialverband vermutlich genauso stärken würde. Organisiert und finanziert werden könnte dies im Rahmen von Elterninitiativen was wiederum Nähe zu den Eltern selbst schaffen würde.

Zuletzt ist es wichtig anzuerkennen, dass gesunde Ernährung nicht erzwungen werden kann, indem man das Essen vorschreibt. Leider musste man genau das in letzter Zeit beobachten, denn Kompromisse seitens einiger Elternhäuser wurden durch die Schulleitung abgelehnt, oder durch neue Regeln des Caterers unmöglich gemacht. Stattdessen sollten ein offenener Dialog mit den Kindern geführt werden und ihre Vorlieben und Bedürfnisse berücksichtigen werden. Denn letztendlich wird Essen, das nicht den individuellen Präferenzen entspricht, im Zweifel nicht gegessen oder weggeworfen, was weder nachhaltig noch sinnvoll ist.

Insgesamt bleibt die Vision eines gemeinsamen Schulfrühstücks relevant und wertvoll. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, die notwendigen Bedingungen wie geeignete Räume, Anwesenheit von Pädagogen und eines qualifizierten Caterers zu schaffen. Gleichzeitig sollten die beobachteten Mängel in der Realität anerkannt und nachhaltige Lösungsansätze entwickelt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass das gemeinsame Frühstück für alle Kinder eine positive Erfahrung wird, die ihre Entwicklung und ihr Wohlbefinden unterstützt.

Abschließend möchte ich betonen, dass dies meine persönliche Meinung ist und andere Eltern und Schüler möglicherweise unterschiedliche Ansichten haben. Gerade das Thema Ernährung bietet viel Sprengstoff da die Definition von Qualität und Quantität der individuell sind. Ich wünsche mir, dass das Thema Frühstück an der Universitätsschule Dresden sich noch in eine konstruktive Richtung entwickelt, denn es kann eine toller Baustein für eine Schule von Morgen sein.

Lernen in Projekten: Ein Fazit nach vier Jahren

Vor vier Jahren wechselten meine Kinder an die Universitätsschule Dresden. Gern nennt diese sich die Schule von Morgen und will das Lernen neu erfinden. Dabei hat diese neu gegründete Schule mit vielen Widrigkeiten, Vorschriften und natürlich auch dem Lehrermangel zu kämpfen. Da meine Kinder die Schule bald verlassen möchte ich gern noch ein Fazit zu einigen Aspekten der Schule ziehen.

Ein zentraler Baustein des Lernens an der Universitätsschule Dresden sollte ursprünglich das Lernen in Projekten sein. In diesem Blogbeitrag werde ich meine Erfahrungen und Beobachtungen bezüglich des projektbasierten Lernens an der Universitätsschule Dresden teilen.

Der ursprüngliche Plan an der Universitätsschule Dresden sah vor, einen Großteil des Unterrichts in Form von Projekten umzusetzen. Dieser Ansatz sollte den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, selbstständig an Themen zu arbeiten, die sie interessieren und nebenbei alle wichtigen Lehrplaninhalte integrieren. Allerdings hat sich dieser Plan im Laufe der Zeit nicht wie erhofft entwickelt. Aktuell nimmt das Lernen in Projekten weniger als ein Viertel des Unterrichts ein, was auf eine Veränderung der ursprünglichen Pläne und Prioritäten hinweist.

Zu Beginn des ersten Schuljahres der Unischule war der das Projektlernen zentraler Bestandteil und es gab quasi keine Fachunterricht neben Musik und Sport. Allerdings stellte sich bald der Zustand ein, das die Kinder an fünf Projekten gleichzeitig arbeiteten. Diese unstrukturierte Herangehensweise führten zu fehlendem Lernerfolg bei gleichzeitig hohem Spaß und Motivation der Schüler. Im Laufe der Zeit wurden die Projekte jedoch in klarere Strukturen eingebettet.

Projekte sollten genau sechs Wochen lang dauern und sich an einem übergeordneten Thema orientieren. Ein Projekt selbst wurde im letzten Jahr konsequent über ein Lapbook in drei Phasen dokumentiert. In der ersten Phase ging es um die Planung des Projektes, das Festlegen des Themas, sowie des Produktes und dem Formulieren von Forscherfragen. In dieser Phase wurden auch die Projektgruppen bestimmt. Die zweite Phase galt dem recherchieren der Forscherfragen, dem Herstellen des Produktes und dem bearbeiten von Lernbausteinen die zum Thema passten oder sinnvoll integrierbar waren. In der letzten Phase ging es um die Fertigstellung und Präsentation von Produkt und Lerninhalten.

Die ursprüngliche Idee, spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten als Bausteine in die Projekte einzubinden, wurde unterschiedlich umgesetzt. Anfangs gab es kaum eine Verbindung zwischen den Projekten und den Lernbausteinen, welche zu dieser Zeit auch noch nicht vorlagen. Später wurden Themen eingestreut, die oft nicht gut zur Projektarbeit passten und die Motivation der Kinder beeinträchtigten. Im letzten Schuljahr wurden jedoch strukturiertere Projektarbeiten beobachtet, die theoretische Inhalte, greifbare Produkte und Präsentationen umfassten.

Als Eltern bekamen wir von all dem nicht viel mit. Ausgewählte Dinge wurden zu Schulfesten und am Tag der offenen Tür präsentiert. Vor den Corona Jahren gab es eine einmalige Messe bei der begeisterte Kinder ihre Projekte Eltern präsentierten. In diesem Jahr gab es dies auch einmalig, allerdings mit kurzer Vorwarnzeit an einem Freitag Vormittag zu normaler Menschen Arbeitszeit.

Mein Fazit: Nach vier Jahren Universitätsschule Dresden lässt sich feststellen, dass der ursprüngliche Plan, einen Großteil des Unterrichts in Form von Projekten umzusetzen, gescheitert ist. Aktuell nimmt das Lernen in Projekten weniger als ein Viertel des Unterrichts ein. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen freier Themenwahl, sinnvoll zugeordnetem Lernen und dem Umfang der Projektarbeit zu finden. Diese zu finden hat die Schule meiner Meinung nach noch nicht geschafft. Ferner glaube ich als überzeugter Agilist, das die Wahl eines wasserfalligen Projektverlaufs zu wenig kreativen und pädagogischen Spielraum bietet.

Ganz persönlich bin ich jedoch nach wie vor der Überzeugung, dass das Lernen in Projekten eine sinnvolle und erfolgreiche Methode sein kann, wenn die entsprechenden Strukturen und Rahmenbedingungen vorhanden sind. Die anfängliche Begeisterung der Kinder zu Beginn des Projektlernens zeigt, dass sie von der Möglichkeit, sich mit Themen ihrer Wahl intensiv auseinanderzusetzen, profitieren können.

Um das volle Potenzial des projektbasierten Lernens auszuschöpfen, sind eine klare thematische Ausrichtung, eine strukturierte, agile Projektabwicklung und eine ausgewogene Integration von Lernbausteinen entscheidend. Es ist wichtig, dass die Kinder genügend Zeit und Ressourcen haben, um ihre Projekte umzusetzen, und dass die Projekte auf ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten abgestimmt sind.

Abschließend möchte ich betonen, dass dies meine persönliche Meinung ist und andere Eltern und Schüler möglicherweise unterschiedliche Ansichten haben. Ich wünsche mir, dass das Lernen in Projekten an der Universitätsschule Dresden weiterentwickelt wird, um den Kindern eine motivierende und effektive Lernerfahrung zu bieten.

Emotion vs. Gefühl

Was ist eigentlich eine Emotion? Ist ein Gefühl auch eine Emotion? Gibt es einen Unterschied?

Tatsächlich sind beides Begriffe die häufig synonym verwendet werden, es jedoch nicht sind. Emotionen stellen die direkte körperliche und geistige Reaktion auf einen Reiz dar. Sie sind verhältnismäßig kurzlebig und entstehen im limbischen System des Gehirns. Daher können Emotionen auf ganz unbewusst ausgelöst werden da sie direkt an die Reizwahrnehmung gekoppelt sind. Typische Emotionen sind Angst, Wut, Freude, Ekel oder Lust.

Gefühle dahingegen sind die bewussten Erfahrungen die wir aus unseren emotionalen Reaktionen bei uns tragen. Sie helfen uns bewusst Reize zu interpretieren und beeinflussen unsere Reaktion darauf. Gefühle sind dabei oft langlebiger als Emotionen und können sich im Lauf der Zeit verändern. Da wir uns ihrer bewusst machen können, haben wir die Möglichkeit sie zu beeinflussen. Beispiele für Emotionen sind zum Beispiel Liebe, Hass, Glück oder Trauer.

Spannend für mich war unter anderem noch die Frage wie lange eine Emotion anhält. Ich habe an verschiedenen Stellen zum Thema Wut widersprüchliche, schlecht begründete Zahlen gefunden. Manche sprechen von 8 Minuten die es dauert bis ein Wutanfall vorbei ist, andere pauschal von 90 Sekunden die eine Emotion dauert. Zumindest letzteres konnte ich auf Dr. Jill Bolte Taylor zurückführen, deren Aussage unter Trainern scheinbar recht verbreitet aber sehr unzureichend belegt ist.

ChatGPT förderte mir noch zwei Studien hinter Paywalls zu Tage, welche hier konkretere Zahlen zu verschiedenen Emotionen ermittelt haben. Diese weisen aber auch klar darauf hin, das es viele Einflüsse auf die Dauer einer Emotion gibt und sich daher schlecht Mindest- oder Höchstdauern ableiten lassen.

Zum Weiterlesen: Wikipedia, Psychology Today

Warum schreibe ich eigentlich (wieder) diesen Blog

Nun ich schreibe. Sporadisch. Wenn ich Luft, Lust und Zeit dafür habe. Aber warum eigentlich? Für mich ist das Blog schreiben manchmal eine Form des Selbstcoachings. Das Blog hört mir einfach zu, es hat keine eigene Meinung und doch hilft das Schreiben die eigenen Gedanken zu sortieren und Ordnung ins Alltagschaos zu bringen.

Schreiben braucht Fokuszeit

Wenn ich schreiben will brauche ich dazu Fokus, Ruhe, Zeit um es zu tun. Das ist in den letzten Jahren selten geworden. Irgendwas ist immer, dass verhindert sich mal für eine Stunde einzugraben. Daher schreibe ich auch sporadisch, deshalb vergammeln viele Posts halb fertig im Repository.

Und doch ist es ein gutes Gefühl wenn mal eine Mittagspause reicht um sich zu konzentrieren und etwas fertig zu bekommen. Ein paar Gedanken sortiert zu haben, etwas wertvoll geglaubtes mit der Welt geteilt zu haben und dann wieder in den Wirbel der Realität zurück zu springen.

Schreiben gibt Gedanken Struktur

Beim Schreiben muss ich langsam denken, langsamer als normal. Ich muss die Gedanken erstmal sortieren, priorisieren, strukturieren um dann das Wesentliche zu “Papier” zu bringen. Ich neige dazu Dinge tief zu durchdenken und dann manchmal stecken zu bleiben.

Insofern hilft es mir meine Gedanken nieder zu schreiben und daraus neue Lösungen und Erkenntnisse für mich zu generieren. Den Weg der Gedanken noch einmal zu verfolgen hilft, einen Schritt zurück zu gehen und mich selbst aus der Sackgasse zu führen. Die vielen Abzweigungen noch einmal zu durchdenken eröffnet neue Lösungsräume. Und am Ende Klüger zu sein ist jetzt nicht das Schlechteste was möglich ist.

Gleichzeitig hilft mir das öffentliche Schreiben Gedanken auch immer zu hinterfragen, mit der Realität abzugleichen und vielleicht zu relativieren. Wer mein Blog liest tut das freiwillig und es gibt bewusst keine Kommentare mehr hier. Es sind meine Gedanken, meine Struktur, meine Meinung und wer es mag darf weiter lesen, wer nicht kann weiter ziehen.

Schreiben hilft zu lernen

Was ich lese ist das eine, was ich aufschreibe etwas ganz anderes. Nicht alle meine Gedanken sind philosophische Karouselle die meine alltäglichen Probleme zu lösen versuchen. Manchmal sind da auch Dinge die ich einfach versuche zu verstehen. Indem ich sie aufschreibe muss ich sie ebenso noch einmal durchdenken und das hilft beim Verstehen und ist für mich ein Teil meines Lernprozesses.

Schreiben erlaubt es Gedanken zu teilen

Für mich selbst etwas zu schreiben ist die eine Seite. Das könnte ich auch für mich ganz allein machen und die Dateien dannach löschen, oder ich könnte Papier verwenden und es dannach zerknüllen. Aber das Veröffentlichen zwingt mich noch einmal zu lesen, zu durchdenken ob ein potentieller Leser es auch verstehen kann.

Irgendwo gibt es in meinem Kopf auch Schrott-Gedankenkarousselle die es nicht wert sind am Ende veröffentlicht zu werden. Die sind aber oft auch nicht die Gedanken wert die sie konsumieren. Insofern hilft der Gedanke teilhaben zu lassen auch wichtiges vom unwichtigen zu trennen. Gedankenhygiene quasi.

Alles in allem ist das Schreiben hier freiwillig, kein Stress, keine Zielgruppe, kein Feedback, keine Metriken. Eben Selbstcoaching wie eingangs geschrieben.

Solidarität

Ich habe den letzten Tagen über den Begriff Solidarität nachgedacht. In meiner Wahrnehmung wird der Begriff oft ohne ein gemeinsames Verständnis verwendet. Doch was ist meine Definition von Solidarität? Ich habe mal ganz neutral ChatGPT dazu befragt und folgende Antwort bekommen die auch zu meiner Vorstellung passt:

 Solidarität bezieht sich auf das Prinzip der Zusammenarbeit und Unterstützung zwischen Individuen oder Gruppen in Zeiten der Not oder Schwierigkeit. Es geht darum, Verantwortung füreinander zu übernehmen und sich gegenseitig zu helfen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Warum ist das eigentlich so schwer? Warum funktioniert unsere Gesellschaft die, wenn man man den Medien glaubt, eigentlich nur noch von einer Krise in die nächste rutscht nicht schon lange auf dem Prinzip der Solidarität? Sollten all die Krisen nicht Grund genug sein zusammen zu halten? Sollte das nicht ein Grund sein Verantwortung zu übernehmen? Haben wir überhaupt als Gesellschaft ein gemeinsames Ziel?

Ich denke wenn heute von Solidarität gesprochen wird, dann meint man oft Umverteilung von Wohlstand. Ich gehe mal in meine Kindheit zurück. Da gab es die “Kinder in Nicaragua”, die litten unter einer großen Hungersnot. Auf der anderen Seite waren wir in der DDR und wir hatten genug zu essen. Deshalb sollten wir solidarisch mit den Kindern in Nicaragua sein. Wir sollten keine Lebensmittel verschwenden und wir haben Altpapier und den Erlös nach Nicaragua gespendet. Hatten wir da aber ein gemeinsames Ziel? Die Kinder in Nicaragua und wir in der DDR? Nein, wir waren die “Privilegierten” und die waren die “Benachteiligten” und wir haben von unserem Wohlstand abgegeben.

Ein Prinzip das sich mit dem Untergang der sozialistischen Staaten noch verfestig und normalisiert hat. Auch heute sind wir “Privilegierten” weiter nett, spenden ans Kinderdorf und legen unsere alten Klamotten solidarisch in die Kleiderspende. Machen wir damit aber einen Schritt hin zu einer gerechteren Gesellschaft? Lösen wir damit ein Problem? Nein. Wir verteilen Almosen, sicher aus guten Beweggründen aber Solidarität ist das nicht.

Solidarität ist es aus zwei Gründen nicht. Zum einen verfolgen wir als “Privilegierte” mit unserer Handlung nicht das Ziel eine Ungerechtigkeit abzustellen. Im schlimmsten Fall erschaffen wir sogar noch eine Abhängigkeit der “Benachteiligten” von unseren Almosen. Ein solidarisches Ziel innerhalb der Gesellschaft könnte also sein, die Kleiderspende-Container überflüssig zu machen.

Und da sehe ich auch den zweiten Aspekt von Solidarität. Innerhalb der Gesellschaft sollte Konsens dazu herrschen was Probleme, Symptome und Ziele sind. Es macht in meinen Augen wenig Sinn, wenn die “Privilegierten” entscheiden was gerade das Problem der “Benachteiligten” sei und wie man es lösen könnte. Dazu ist das gegenseitige Verständnis voneinander viel zu klein. Im Umkehrschluss wäre es genauso fatal wenn die “Benachteiligten” entscheiden würden wie die “Privilegierten” das Problem lösen müssen. Denn am Ende ist die Lösung eines gesellschaftlichen Problems immer eine gemeinsame Kraftanstrengung.

Dazu kommt, dass unsere Gesellschaft sich an eine ungleiche Verteilung von Macht gewöhnt hat. Gleichzeit ist Macht oft an (finanziellen) Wohlstand gekoppelt. Während also in dieser Wahrnehmung eine Seite für sich beanspruchen kann die Lösung zu haben und durchzusetzen, muss die andere Seite damit leben eben keinen Einfluss zu haben und mit den Konsequenzen klar zu kommen. Kommen nicht beide Seiten zusammen um gemeinsam ein Problem und eine Lösungsmöglichkeit zu identifizieren wird auch keine solidarische Gemeinschaft entstehen.

Im Gegenteil, die Gesellschaft läuft Gefahr sich noch weiter zu spalten. Nicht nur in “Privilegierte” und “Benachteiligte”, sondern in viele kleine Fraktionen die teilweise am gleichen zu arbeiten scheinen, sich aber durch unterschiedliche und konkurrierende Handlungen im Weg stehen uns sich selbst behindern.