Vor vier Jahren wechselten meine Kinder an die Universitätsschule Dresden. Gern nennt diese sich die Schule von Morgen und will das Lernen neu erfinden. Dabei hat diese neu gegründete Schule mit vielen Widrigkeiten, Vorschriften und natürlich auch dem Lehrermangel zu kämpfen. Da meine Kinder die Schule bald verlassen möchte ich gern noch ein Fazit zu einigen Aspekten der Schule ziehen.
Ein zentraler Baustein des Lernens an der Universitätsschule Dresden sollte ursprünglich das Lernen in Projekten sein. In diesem Blogbeitrag werde ich meine Erfahrungen und Beobachtungen bezüglich des projektbasierten Lernens an der Universitätsschule Dresden teilen.
Der ursprüngliche Plan an der Universitätsschule Dresden sah vor, einen Großteil des Unterrichts in Form von Projekten umzusetzen. Dieser Ansatz sollte den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, selbstständig an Themen zu arbeiten, die sie interessieren und nebenbei alle wichtigen Lehrplaninhalte integrieren. Allerdings hat sich dieser Plan im Laufe der Zeit nicht wie erhofft entwickelt. Aktuell nimmt das Lernen in Projekten weniger als ein Viertel des Unterrichts ein, was auf eine Veränderung der ursprünglichen Pläne und Prioritäten hinweist.
Zu Beginn des ersten Schuljahres der Unischule war der das Projektlernen zentraler Bestandteil und es gab quasi keine Fachunterricht neben Musik und Sport. Allerdings stellte sich bald der Zustand ein, das die Kinder an fünf Projekten gleichzeitig arbeiteten. Diese unstrukturierte Herangehensweise führten zu fehlendem Lernerfolg bei gleichzeitig hohem Spaß und Motivation der Schüler. Im Laufe der Zeit wurden die Projekte jedoch in klarere Strukturen eingebettet.
Projekte sollten genau sechs Wochen lang dauern und sich an einem übergeordneten Thema orientieren. Ein Projekt selbst wurde im letzten Jahr konsequent über ein Lapbook in drei Phasen dokumentiert. In der ersten Phase ging es um die Planung des Projektes, das Festlegen des Themas, sowie des Produktes und dem Formulieren von Forscherfragen. In dieser Phase wurden auch die Projektgruppen bestimmt. Die zweite Phase galt dem recherchieren der Forscherfragen, dem Herstellen des Produktes und dem bearbeiten von Lernbausteinen die zum Thema passten oder sinnvoll integrierbar waren. In der letzten Phase ging es um die Fertigstellung und Präsentation von Produkt und Lerninhalten.
Die ursprüngliche Idee, spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten als Bausteine in die Projekte einzubinden, wurde unterschiedlich umgesetzt. Anfangs gab es kaum eine Verbindung zwischen den Projekten und den Lernbausteinen, welche zu dieser Zeit auch noch nicht vorlagen. Später wurden Themen eingestreut, die oft nicht gut zur Projektarbeit passten und die Motivation der Kinder beeinträchtigten. Im letzten Schuljahr wurden jedoch strukturiertere Projektarbeiten beobachtet, die theoretische Inhalte, greifbare Produkte und Präsentationen umfassten.
Als Eltern bekamen wir von all dem nicht viel mit. Ausgewählte Dinge wurden zu Schulfesten und am Tag der offenen Tür präsentiert. Vor den Corona Jahren gab es eine einmalige Messe bei der begeisterte Kinder ihre Projekte Eltern präsentierten. In diesem Jahr gab es dies auch einmalig, allerdings mit kurzer Vorwarnzeit an einem Freitag Vormittag zu normaler Menschen Arbeitszeit.
Mein Fazit: Nach vier Jahren Universitätsschule Dresden lässt sich feststellen, dass der ursprüngliche Plan, einen Großteil des Unterrichts in Form von Projekten umzusetzen, gescheitert ist. Aktuell nimmt das Lernen in Projekten weniger als ein Viertel des Unterrichts ein. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen freier Themenwahl, sinnvoll zugeordnetem Lernen und dem Umfang der Projektarbeit zu finden. Diese zu finden hat die Schule meiner Meinung nach noch nicht geschafft. Ferner glaube ich als überzeugter Agilist, das die Wahl eines wasserfalligen Projektverlaufs zu wenig kreativen und pädagogischen Spielraum bietet.
Ganz persönlich bin ich jedoch nach wie vor der Überzeugung, dass das Lernen in Projekten eine sinnvolle und erfolgreiche Methode sein kann, wenn die entsprechenden Strukturen und Rahmenbedingungen vorhanden sind. Die anfängliche Begeisterung der Kinder zu Beginn des Projektlernens zeigt, dass sie von der Möglichkeit, sich mit Themen ihrer Wahl intensiv auseinanderzusetzen, profitieren können.
Um das volle Potenzial des projektbasierten Lernens auszuschöpfen, sind eine klare thematische Ausrichtung, eine strukturierte, agile Projektabwicklung und eine ausgewogene Integration von Lernbausteinen entscheidend. Es ist wichtig, dass die Kinder genügend Zeit und Ressourcen haben, um ihre Projekte umzusetzen, und dass die Projekte auf ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten abgestimmt sind.
Abschließend möchte ich betonen, dass dies meine persönliche Meinung ist und andere Eltern und Schüler möglicherweise unterschiedliche Ansichten haben. Ich wünsche mir, dass das Lernen in Projekten an der Universitätsschule Dresden weiterentwickelt wird, um den Kindern eine motivierende und effektive Lernerfahrung zu bieten.