Heute geht das schulamtliche Halbjahr zu Ende, an der Unisschule gibt es zwar keine Ferien und der Lehrplan wird nicht linear getrichtert doch ich finde es ist ein guter Augenblick ein Resümee zu ziehen.
Auf der haben Seite stehen in jedem Fall die Kinder, die gehen noch immer gern in die Schule. Es gibt immer mal Hänger wenn unliebsame Aufgaben anstehen, das ist aber normal wie ich finde.
Die größten Schmerzen bereitet leider das sozial emotional aufgeladene Umfeld. Hier sieht man auf der einen Seite große Erfolge im Zusammenarbeiten der Kinder, es gibt aber auch immer wieder die gleichen Namen die negativ belastet nach Hause getragen werden. Die Herkunft der Schüler ist sehr heterogen, so heterogen wie vermutlich die Gründe von Eltern ihre Kinder an der Schule anzumelden.
Ganz klar erfolgreich ist die Projektzeit. Das ist freie, kreative Gruppenarbeit pur. Mit Sicherheit werden hier, mit Blick auf den Lehrplan, die Fächer Werken, Sachunterricht und Kunst abgebildet. Aber auch die Medienkompetenz wird gefördert da viel im Netz recherchiert wird. Durch das freie Schreiben von Texten, Plakaten und Protokollen wird aber auch der Schriftspracherwerb gefördert. Jedes Projekt endet mit einer Gruppenpräsention, das schärft das Selbstbewusstsein und die Kritikfähigkeit denn man muss sich auch Fragen stellen lassen. Noten gibt es keine, aber Wertschätzung in Form von verbalen Urteilen die Stärken und Potentiale aufzeigen.
Englisch, Mathematik und Deutsch gibt es noch einmal als Werkstatt Unterricht, dieser ähnelt klassischem Fachunterricht, wird aber durch Phasen von Freiarbeit und Nutzung von Apps unterstützt. Das gibt viel Raum zur Differenzierung.
In beiden Bereichen muss man aber klar kritisieren das die Schule personell unterbesetzt ist. Das ist nicht den LernbegleiterInnen oder der Schulleitung anzulasten sondern klar der Politik und dem Amtsschimmel. Ich kann mir sehr gut vorstellen das die Unisschule und das Konzept mit der gleichen Zahl von PädagogInnen funktioniert wie eine Regelschule aber die Unisschule wird gerade aus dem Boden gestampft und drei Viertel der Schüler sind vom System Regelschule versaut.
Den Kindern wurde, bis auf die ersten Klassen, das natürliche und explorative Lernen abgewöhnt. Kopf auf, Wissen rein, Test, vergessen, das ist der Trott unseres Systems. Hauptsache der Lehrplan ist erfüllt. Was bedeutet das aber für die PädagogInnen? Sie müssen diesen Kindern dieses Lernen wieder beibringen und dabei verhindern daß die Schüler sich in Vermeidungsstrategien flüchten und eben gar nichts machen weil ja niemand die Ansagen macht. Und das kostet Zeit und Aufmerksamkeit und für diesen Kraftakt braucht es mehr Personal.
Man würde also für die Anlaufphase, also die Zeit in der noch Schüler aus dem Regelsystem nachrücken mehr Pädagogen benötigen. Ebenfalls nicht sinnvoll gelöst ist die Betreuung von Kindern außerhalb der Lernzeiten, hier fehlen Gelder für zusätzliche Pädagogen um die Kinder während des gebundenen Ganztages zu begleiten. Warum? Weil die Unisschule die einzige sächsische Ganztagsschule ist und Gesetze zu ihren Ungunsten ausgelegt werden.
Wichtig ist hier zwischen den üblichen GTA Angeboten in sächsischen Schulen und dem gebundenen Ganztag zu differenzieren. Ersteres bedeutet nur das in der Hortzeit noch Angebote von externen Dienstleistern angeboten werden. Formal endet aber der Unterricht mit der letzten Unterrichtsstunde. An der Unisschule haben sie Schüler von 8 bis 16 Uhr Zeit zu lernen. Wie oben beschrieben in Form von selbstständiger Arbeit, Projekten, Werkstätten oder durch externe Ganztagsangebote. Einen Hort gibt es eigentlich nicht.
Hier fehlt es aber an Mitteln um die Kinder gezielt zu beschäftigen, sei es durch pädagogische oder durch andere Angebote. Im Resultat ist der Nachmittag der Grundschüler von freiem Spiel geprägt, wie im Hort und das ist nicht schlimm aber die Anzahl der ErzieherpädagogInnen ist dennoch zu gering.
Man muss aber dennoch sagen, das hier in einem Schulhalbjahr großes gelungen ist! Vieles wurde erreicht und vieles ist noch im Entstehen. Es gibt eine motivierte Schulleitung, motivierte und engagierte LernbegleiterInnen, einen aktiven Förderverein und es formiert sich langsam ein Elternrat der aktiv arbeitet und nicht nur tagt.
Dabei ist eines sehr schön und auch für mich sehr motivierend, alle Arbeiten zusammen und konstruktiv miteinander. Auf das dies noch mindestens 14 1/2 Jahre so bleibt, denn dann endet der Schulversuch hoffentlich nicht!