Ich habe meine Kinder nie geschimpft wenn sie schlechte Noten hatten. Ich gebe nicht viel auf Zahlen die unreflektiert und oft kontextfrei versuchen die Leistung von Menschen abzubilden. Und doch konnte ich immer wieder die Wirkung von Leistungsdruck spüren.
Vor Tests, Klassenarbeiten und mündlichen Kontrollen war sie da die Angst und Unsicherheit. Sorge es nicht zu können, zu viel berichtigen zu müssen, schlechter zu sein als die Klassenkameraden. Das gleiche vor dem Zeugnis, Angst vor der Drei auf dem Papier.
Natürlich spielt hier das direkte Lernumfeld eine Rolle. Der Lehrer als Person des Vertrauens gibt schließlich eine Wertung ab. Unter die gute Note kommt ein Smiley unter die schlechte eben nicht. Beim Austeilen wird gelobt oder gemahnt, und sei es nur das Kopfschütteln des Lehrers.
Ich erinnere mich noch an eine Diskussion aus den Elternabend, es ging darum ob ein Notenspiegel unter die Arbeit geschrieben werden soll. Die Lehrerin machte das eh immer so und es wurde abgestimmt das ein Notenspiegel wichtig sei damit man wisse wie das Kind in Vergleich zum Rest der Klasse steht. Das man damit den Kindern im hinteren Drittel des Notenspektrums ein schlechtes Gefühl vermittle war egal. Im Gegenteil, das sollte ja ein Ansporn sein besser zu werden?!
Bei allem Meckern über andere kam mir aber selbst eine Einsicht. Ich habe meine Kinder nie geschimpft bei schlechten Noten. Ich habe sie aber gelobt wenn es gute Noten gab…
Ich sorgte also für gute Gefühle wenn sie der Norm entsprechen. Bei einem Unterschreiten der Norm blieb mir nur das Trösten, das Bestärken und das Aufzeigen der guten Leistungen im Test. Dem Endorphinrausch des Lobes gegenüber aber kein Vergleich.
Eine Situation in der man nur verlieren kann, denn man zeigt dem Kind eben doch das eine gute Note wertvoller ist als eine schlechte Note.
Die einzige Sinnvolle Lösung, welche ich sehe ist das komplette weglassen einer Benotung. Für mich heißt das nicht keine Lernziele zu definieren, sondern es geht einher mit dem formulieren, erreichen und evaluieren von Lernzielen.
Die schlechte Note ist am Ende ja nur ein Symptom nicht aber die Ursache von fehlender Kompetenz. Das Resultat ist aber meist keine reflexion von Können und Bedarf sondern schlicht ein Stempel das etwas nicht stimmt.