Unter der Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz sollte es eigentlich beginnen aber hier fanden sich nur zwei Einsame Posten die Suchende wie uns zum Springbrunnen vor der Galeria dirigierten. Zwar war auch hier noch nicht viel zu sehen aber wir waren ja auch früh dran ;) Ein gutes Zeichen für den Start der Demo unter dem Motto “Freiheit statt Sicherheitswahn” hatte sich aber schon in Form des Megafon bewaffneten padeluun eingefunden. Die von Stefan entworfenen und von mir unter Einsatz mehrerer Klebestifte konstruierten Einmann Schilder waren dann der Anlass des ersten öffentlichen Photos ;)
Nachschub ließ aber in Form zweier großer Stofftransparente nicht lange auch sich warten und die Kundgebung nahm recht schnell Gestalt an. Die Kundgebung selbst sollte von einigen witzigen Aktionen am Rande begleitet werden. So wurden Passanten über einen freiwilligen Speicheltest zur Suche nach Terrorverdächtigen in Gespräche verwickelt und ein symbolischer “Bürger” mit Kameras quer über den Alex verfolgt. Die dabei ins Bild geratene Mime war sogleich sehr erpicht auf die Aufnahme. Sri, aber “Staat”, “BND”, “U-Bahn” und “Arbeitgeber” waren eher zahnlos und nur mit funktionsuntüchtigen Kameras bewaffnet ;)
Der Versuch sich mit den Kameras direkt auf die Passanten zu stürzen war im Gegensatz zu ersterer Aktion weniger erfolgreich. Bei der oben erwähnten Verfolgung wurde das Treiben durchaus beobachtet und registriert, wohingegen der harte Angriff auf die Individuen nur verständnislose Lacher produzierte und von der eigentlichen Kundgebung ablenkte. Der mündige Bürger will eben mit Inhalten Unterhalten werden ohne selbst Teil der Unterhaltung selbst zu werden.
Bevor dann der Marsch selbst los ging wurden am Rande noch eifrig Transparente auf Pappen geklebt, während die Massen schonmal die Schlachtrufe wie “Die Welt bei uns zu Gast, fühl dich wie im Knast”, “Stoppt den Überwachungswahn” und “Freiheit stirbt mit Sicherheit” probten.
Schließlich ging es dann mit Polizeieskorte durch das WM-trunkene Berlin über Straßen und Plätze deren Namen ich als Ortsfremder nicht behalten habe ;) Nicht weit vom Bundesjustizministerium (BJM) gab es einen ungewollten Stopp, die Eskorte hatte festgestellt das am Haupteingang des BJM bereits eine bis 17:00 genehmigte künstlerische?! Veranstaltung lief. Da wir “die lieben sind” (padeluun) nahmen wir also mit dem Seiteneingang des BJM vorlieb (Politiker sind ja erfahrungsgemäß eh eher selten daheim und schon gar nicht in ihrem Büro) und erweiterten den Sprechchor um ein lautes “Voratsdatenspeicherung, teuer, sinnlos, einfach dumm” bevor wir nach der Zwischenkundgebung mit Rückblicken auf die Big Brother Awards unseren Rückweg zur Alexanderplatz antraten.
Publikumswirksam marschierten wir durch die gut besuchte Einkaufsmeile auf der Friedrichstraße wo mancher Touri seine Kamera zückte. Ob in den Augen nun Ahnungslosigkeit, Neugier, Amüsement oder Verständnis lagen kann ich schlecht sagen. Aber ich denke wenn von den Passanten auch nur die Hälfte in den ruhigen fünf Minuten über die Parolen und Transparente nachdenken und dann wenn sie in den Medien von den neuen “Tentakeln des Datenkraken” hören, sich daran erinnern ist schon ein erster Schritt getan und einiges gewonnen.
Etwas nach 17 Uhr erreichten wir dann mit dem “Sicherheitswahn” Song den Ausgangspunkt des Marsches und ließen die Aktion mit abschließenden Worten ausklingen.
Alles in allem war es eine, so denke ich, sehr erfolgreiche Veranstaltung. Wenn sich die Berichterstattung durch die Medien auch vorerst nur auf einen Beitrag vom Deutschlandfunk beschränkte so sind doch mehr als 250 Anwesende allein durch Mundpropaganda und Internet nach Berlin gekommen. Was ich angesichts der kurzen Vorwarnzeit für beachtlich halte.