Es gibt so Dinge die waren irgendwann mal gut, jetzt sind sie es nicht mehr. Oft ist klar das ein Punkt erreicht wurde an dem ein einfaches weiter so nichts mehr bringt. Unser Bildungssystem ist so ein Beispiel.
Da fluchen die Lehrer, dass die Kinder nicht mehr so sind wie früher. Das gelernte System, die bekannten Muster von Frontalunterricht und 45 Minuten Rhythmus funktionieren nicht mehr. Unsere Kinder sind nicht mehr bereit für’s Leben Mathe zu pauken und hinzunehmen was in den Lehrbüchern steht.
Die Eltern auf der anderen Seite sind unzufrieden mit den Methoden, dem Leistungsdruck und dem Fortschritt der Kinder. In so einer Klasse von heute sind Kinder deren Eltern sich gar nicht für die Schule interessieren, solche deren Eltern meinen das Schule so sein sollte wie vor 30 Jahren und solche die es nicht übers Herz bringen ihren Kindern vorzulügen das Schule eben so sein muss.
Unsere Zwillinge haben jetzt fast 2 Jahre in einer staatlichen Grundschule verbracht. Die beiden sind morgens kaum zum aufstehen zu bekommen, denn es geht um 7:30 los, mit stillsitzen und Arbeitsblätter ausfüllen. Dem Nachbarn helfen unerwünscht, aufs Klo gehen nur eine Ausrede. Kurzkontrollen mit einem Notenschlüssel der nur Spitzenleistung und Verlierer kennt.
Die Kinder in eine andere Schule geben? Wir haben das lange überlegt. Was heißt das denn für die Kinder, für uns als Familie? Die Kinder können nicht mehr allein zur Schule laufen, Freunde gibt es nicht mehr im Ort und vielleicht ist es in der neuen Schule auch nicht besser als bei uns.
Am Ende haben wir uns dafür entschieden, wir haben unsere Kinder an der Universitätsschule Dresden angemeldet. Einem Schulversuch an einer staatlichen Schule, der mit so manchem brechen will das rund herum undenkbar scheint. Lernen im losen Klassenverband und über Klassengrenzen hinweg. Lernprojekte anstatt starrer Stundenpläne und Urlaub statt starre Ferien. Es klingt gut, ob es das wird werden wir merken.
Der Reboot war einfach notwendig. Jeden morgen die gleichen Motivationsreden um die Kinder in die Schule zu bekommen. Und immer neue Schauergeschichten aus dem Gruselkabinett der Pädagogik. Wir schauen nun gespannt darauf was kommt denn gestern kam der ersehnte Brief von der Schule, welcher die Aufnahme der Zwillinge bestätigt. Endlich können die Kinder anfangen die Tage zu zählen die sie noch mit ihrer qualmenden, schimpfenden Klassenlehrerin verbringen müssen.