… mal wieder nichts zu tun. Auf Bussen und Bahnen klebt die “Weiße Rose” als Zeichen des Gedenkens. Ich finde das angenehm neutral. Da kann jeder etwas anderes “gedenken”, an den Hund Pfiffi der letzte Woche von der Tram überrollt wurde, an Oma die sich bei der Vollbremsung des Busses den Oberschenkelhals gebrochen hat oder an Opa der in Stalingrad von bösen Russen ermordet wurde, oder an die armen Opfer der Bombennacht von Dresden die ja allesamt unschuldig waren.

Klar man kann auch an die Opfer des Nazianalsozialismus denken aber irgendwie ist das doch unangenehm, man fühlt sich dabei so gezwungen Schuldig. Man bekommt so das Gefühl verantwortlich zu sein und das ist unangenehm, da gedenkt man doch lieber still der Opfer der Bombennacht, da sind ja die anderen dran Schuld und wir die Opfer.

Ich persönlich fühle mich für keinen einzigen Toten der 30er und 40er Jahre verantwortlich. Weder für gefallene Soldaten, noch für gehängte Widerstandskämpfer, nicht für die Toten in den Konzentrationslagern oder für aus der Heimat vertriebene und genauso wenig für die Bombenopfer von Dresden.

Aber ich halte es für meine verdammte Pflicht all dies nicht zu vergessen! Es ist die Pflicht eines jeden nicht zu vergessen welche Greul der Faschismus und das Naziregime an der Gesellschaft verübt hat und es ist die verdammte Pflicht eines jeden der von Freiheit und Gerechtigkeit faselt aufzustehen und denen die Stirn zu bieten die Tatsachen verdrehen, aus Tätern - Opfer und aus Opfern - Märtyrer machen.

Wenn es nach der Stadt geht, soll Dresden an den kommenden beiden Wochenenden wieder Zentrum des stillen Gedenkens werden, ein Stadt der großen Symbole und Gesten. Zugleich soll es eine Stadt der Toleranz und Gleichstellung werden. Eine Stadt der Trennung, eine Stadt in der Lügen verbreitet werden dürfen und in der die Wahrheit in die Ecke gestellt wird.

Still gedenken soll man, so wie es an Bussen und Bahnen steht. Still gedenken, angenehm neutral Erinnerung heucheln und all dass was es für die Zukunft zu verhindern gilt ausblenden. Doch Erinnerung ist mehr als Gedenken, Erinnerung ist die Verpflichtung zu handeln und zu verhindern!