Dreizehn Uhr, am Nürnberger Platz ist Schluss. Man kommt noch in den Campus rein aber nicht weiter. Am Ende der Bergstraße stehen Absperrgitter und einzelne Beamte, zum Hörsaalzentrum kommt man durch. So richtig ahnt man noch nichts vom Sperrbezirk. Hinter der Brücke zur Campuswiese stehen wieder Beamte rum. Kein Weg runter zum Zelleschen Weg. Die Slub ist abgesperrt sagt man uns, vielleicht ist in ner Stunde wieder offen. Also weiter, die Zeunerstraße lang über die Wiese bis zur Heinrich-Geller-Straße.

Zwischendurch verlassen wir den Sperrbereich. Wussten gar nicht das wir drin waren. Höhe Zellescher Weg gibt man uns eine Info wie wir zum Lennéplatz kommen. Freundlicher Beamter, aus Berlin, aber immerhin er hat ne Karte und zeigt uns einen Weg. Über die Ewald-Schönberg-Straße - Paradiesstraße - Schinkelstraße - Wundtstraße gehts erstmal weiter. An der Ecke Ackermannstraße, Zellescher Weg stehen wieder Beamte. Am Weberplatz das gleiche Bild: Wagenburg, Absperrzaun, Personenkontrollen. Über die Teplitzer Straße gehts am Sportplatz weiter zur August-Bebel-Straße. Einen Durchgang gibts auch hier nicht, der Strehlener Platz ist dicht.

Über die Franz-Liszt-Straße kommt man dann zur Wiener Straße aber nicht zurück. Alle Brücken sind dicht, Wagenburgen, Absperrzäune und Robocops. Vorn am Wienerplatz gibts dann viele Leute so 500 würd ich schätzen mit der Zeit werden es mehr. Einen Lauti gibt es nicht, irgendwann taucht ein Transporter der Linkspartei auf und verteilt Zeitungen und Kram. Es wird getrötet und gepfiffen. Hörweite ja, Sichtweite nein. Wie man später in den Nachrichten sehen wird stehen die Nazis vor der HTW.

Der Bäcker macht, liberaler Antikapitalismus sei Dank, guten Umsatz. In den Bahnhof gehts nicht, nur mit gültigem Fahrschein, keine Ahnung ob eine Monatskarte gilt, eigentlich will ich auch nicht rein. Auf den Gleisen stehen Beamte, kontrollieren Fahrgäste und filmen die Menge. Filmen tut auch der Quatrocopter der Sächsischen Ordnungshüter, sehr zur Belustigung der Massen. Los ist hier sonst wenig und das Auto steht an der Uni. Die StraBas quälen sich etwas Mühsam durch die Menge, um sie zu stoppen reicht es nicht. Der Ticker spricht von 3000 Demonstranten, ich schätze mal die Hälfte in der Spitze, immerhin das ist ne Menge bei dem Polizeiaufgebot.

Auch mit der Rose sind einige gekommen, wohl von der Menschenkette, viele von ihnen sind aber ratlos, blicken suchen um sich und wissen mit dieser Form des Protestes nichts anzufangen. Ich auch nicht, ist mir zu passiv und zu kalt. Wir fahren weiter, setzen unseren Marsch um den Sperrbezirk fort. Mit der Bahn gehts zur Budapester Straße. Die Treppe hoch, mitten rein in die Personenkontrolle. Anwohner dürfen durch. Ein netter Beamter erlaubt auch mir den Weg zurück zur Uni wo mein Auto steht. “Macht keinen Ärger!”, gibt er uns mit auf den Weg. Mehr als einen schönen Tag kann ich leider nicht wünschen.

Durch das Wohngebiet kommen wir zum Nürnberger Ei. Der Ticker sagt, der Weg ist frei. Ist er auch, überall stehen Cops aber keine Kontrollen. Richtung Campus ist immer noch zu. Inzwischen gehts auf Abend zu. Vom Nürnberger Platz sieht man die Demo an der Ecke Münchner-Straße - Fritz-Löffler-Straße. Vielleicht 1000 Leute, es werden später noch mehr. Seit heute heißt die Kreuzung Fritz-Löffler-Platz. Weiter gehts hier aber nicht, wieder die Zäune, die Waagen und die Robocops. Wir haben unseren Weg um den Sperrbezirk beendet. Die Stimmung ist gut, der Lauti hat Probleme mit dem Strom aber die Sambatruppe verbreitet gute Laune und hält warm.

Kalt ist es geworden und mit dem Ende des Tageslichts wirds nicht besser. Die einzigen die wohl nicht frieren sind die beiden Schneegestalten die nach Nazis Ausschau halten. Es wird ein Plenum einberufen. Von jeder Bezugsgruppe soll einer teilnehmen, ich versuche auch was zu hören aber ich vermute das will jeder denn die Traube ist zu groß und der Generator vom Lauti übertönt die Fragen. Die Demo soll sich teilen, versuchen doch noch auf die Naziroute zu gelangen. Wir gehen mit zum Fritz-Förster-Platz, doch da gehts nicht weiter. Polizeikette, kurze Panik dann ist wieder Ruhe ich weiß nicht ob da Knüppel waren oder Pfefferspray, durch gehts jedenfalls nicht. Der Wienerplatz hat sich wohl aufgelöst und hier ist auch Ende im Gelände.

Kleine Gruppen verschwinden zwischen den Häusern und wir gehen nach Hause. Den Sperrbezirk jedenfalls haben wir kennengelernt, von außen. Innen drin waren Nazis habe ich gehört, mit grusliger Musik und phantasievollen Kostümen. Nur ihre Route mussten sie verkürzen… So stehen sie wohl immer noch da Herr und Frau Schneemann und warten auf die Ankunft der Braunen. Sind sie doch die einzig wirklich weißen hier in der Stadt.