Vor ein paar Tagen hat es mich mal wieder gerappelt und ich habe mich auf die Suche nach einem Web-Basierten News Aggregator gemacht. Meine Kriterien sind dabei eigentlich recht einfach, ich möchte meine RSS-Feeds online verwalten und unterwegs abrufen können.

Der Feedreader auf dem heimischen Rechner ist zwar schön aber leider geht bei einer größeren Zahl (derzeit 97 Feeds) die Übersicht verloren welche man schon gelesen hat und welche nicht. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und am Ende drei Kandidaten gefunden: Gregarius, RSS-Lounge und Tiny Tiny RSS.

Gregarius

Der erste Eindruck war schon sehr gut, das Nutzerinterface ist klar strukturiert und übersichtlich. Im Hintergrund gibt es eine Plugin- und eine Style-Schnittstelle über die man das Programm erweitern kann.

Zur Verwaltung von Feeds und um diese als gelesen zu markieren kann muss man sich einloggen. Die Feeds werden aber per default auch direkt dargestellt so das man auch dritten Zugriff auf die eigene Sammlung geben kann. Auf den ersten Blick habe ich jedoch keine Möglichkeit gefunden dies zu deaktivieren.

Bei der Verwaltung gibt es alles für mich wichtige. Feeds lassen sich gruppieren, Postings mit Tags versehen, in Kategorien einorden und als wichtig markieren. Alte Feeds werden nach einer einstellbaren Zeit automatisch aus der Datenbank geworfen um Platz zu sparen. Über eine praktische Suche lässt sich auch der gesamte Datenbestand durchsuchen.

Das ganze setzt dabei auf PHP und MySQL auf, wobei die Installation recht einfach über eine Installationsseite gelöst ist. Im Hintergrund werkelt die MagPie Bibliothek.

Größer Nachteil: Gregarius wird nicht mehr aktiv weiterentwickelt. Der Entwickler verspricht zwar Sicherheitslücken zu schließen so diese bekannt werden. Verbesserungen oder Bugfixes sind jedoch nicht in Sicht.

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RSS-Lounge

Optisch spielt RSS-Lounge in einer ganz anderen Liga und gefällt auf den ersten Blick. Feeds werden optisch ansprechend sortiert. Dabei ist das Interface flott und wirkt nicht überladen.

Zur Verwaltung muss man sich auch hier einloggen. Die Verwaltungsmöglichkeiten und Einstelloptionen sind jedoch spartanischer als bei den beiden Konkurrenten. Ebenfalls gibt es einen Public-Mode in dem man der Öffentlichkeit seine Feedsammlung präsentieren kann. Warum auch immer wird dabei auch der gelesen / ungelesen Status angezeigt was das ganze etwas seltsam anmuten lässt.

Auch RSS-Lounge setzte auf PHP und MySQL, bringt aber unter anderem die ziemlich umfangreiche ZEND-Engine mit und belegt damit satte 26 MB auf der Platte allein nur durch die Skriptdaten. Als Bibliothek kommt soweit ich es gesehen habe auch hier MagPie zum Einsatz.

Optisch ist RSS-Lounge mit Sicherheit das schönste Tool, leider ist es defakto nicht möglich die Seite auf einem Handy zu betrachten da das HTML inklusive dem vielen JavaScript viel zu groß gerät. Mein N97 Browser zumindest hat nach 3 MB Download aufgegeben und ist abgeschmiert.

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Tiny Tiny RSS

So klein wie es klingt ist TT-RSS gar nicht. In Punkto Funktionsvielfalt hat es sogar die Nase vorn. Die Oberfläche erinnert stark an den Google-Reader und ist übersichtlich aufgebaut. Es herrscht eine klassische Dreiteilung, rechts die Feeds, links oben die Postings und darunter der Text.

Bei Tiny Tiny RSS ist ein Login Pflicht. Bei der Nutzerverwaltung unterscheidet man zwischen Administratoren, Power Usern und Usern. Feeds lassen sich gruppieren, Einträge können getagged und geflagged werden. Dazu kommt noch ein Filtersystem mit dem sich eingehende Nachrichten automatisch verarbeitet werden können. Einzelne Postings lassen sich auch wiederum veröffentlichen und der Welt als Feed zur Verfügung stellen.

Im Hintergrund werkelt auch hier wieder PHP mit einem MySQL oder PostgresSQL Backend. Wahlweise kann man MagPie oder SimplePie verwenden. Auch bei der Kommunikation mit der Außenwelt hat Tiny Tiny RSS einiges zu bieten. Es gibt bereits eine Android App zum Abruf der Feeds und ein Firefox Plugin das über neue Beiträge informiert. Mit nur einem Click lässt sich Tiny Tiny RSS auch als Feed Reader zum Firefox hinzufügen womit das abonnieren von neuen Feeds schnell von der Hand geht. Für den mobilen Betrieb gibt es noch ein extra Frontend das mit weniger Funktionen gespickt ist und nur wenig Daten über die Leitung schickt.

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Fazit

Ganz klar hat Tiny Tiny RSS die Nase vorn, es wird aktiv entwickelt, hat eine übersichtliche, schlichte Oberfläche. Da fällt schon kaum noch ins Gewicht das man das Datenbankschema noch von Hand importieren muss. Optisch und für reine Desktop Nutzer ist RSS-Lounge durchaus sehr schick und ein Tiny Tiny RSS mit dem Interface von RSS-Lounge wäre der Hit, aber Optik ist ja nicht alles. Gregarius wird leider nicht mehr aktiv entwickelt und trudelt damit aus der Reihe der dauerhaft relevanten Tools heraus. Fürs erste werde ich wohl also bei Tiny Tiny RSS bleiben.