Wir haben es geschafft, die Nazis konnten werden sich sicher noch lange an diesen 13. Februar erinnern, den Tag an dem sie selbst im reaktionär, konservativen Dresden vorgeführt wurden und ihre perverse Ideologie wieder mit nach Hause nehmen mussten. Durch friedliche Blockaden der Zugangsstraßen gelang es einem bunten Bündnis aus Bürgern und Aktivisten den Marsch der Jungen Landsmannschaft Ost zu verhindern und am Neustädter Bahnhof zu halten.

Egal von welcher Seite man es betrachtet, für sich genommen waren sowohl die Blockaden in Dresden als auch die Menschenkette ein Erfolg. Die Menschenkette konnte mehr Menschen mobilisieren als erwartet und schloss sogar den Ring um die Altstadt. Die Diskussion über das Ziel und den tieferen Sinn dieser rein symbolischen Aktion erspare ich mir hier lieber. Die selektive Berichterstattung in den Medien sollte eigentlich jedem zu denken geben.

Auf der anderen Seite der Elbe, gab es glaubt man den Medien, Mord und Totschlag. Ich kann mich daran zwar nicht erinnern, aber vielleicht habe ich ja auch eins auf den Kopf bekommen bei den Straßenschlachten und brennenden Mülltonnen. Nein dazu ist meiner Erinnerung dann eigentlich noch zu deutlich, ich war gegen halb Neun in der Neustadt, zu einer Zeit also als die Brücken noch frei und die Straßenbahnen noch ungehindert fahren konnten. Nachdem es zunächst hieß der Albertplatz, auf dem die Auftaktkundgebung des Bündnisses Dresden Nazifrei stattfinden sollte, würde geräumt rückte die Polizei von dort ab und überließ den Platz etwa 500 Demonstranten die sich dann auf der Kreuzung direkt vor dem alten DVB Hochhaus niederließen.

Die Menschenmasse dort wurde schnell größer und nach einer halben Stunde und dem eintreffen von Lautsprecherwaagen und Bühne blieb der Polizei keine weitere Möglichkeit als den Weg zum Neustädter Bahnhof zu blockieren und die Straßen abzusperren. Obwohl die Polizei mit aller Macht versuchte den Nachfluß von Demonstranten von der anderen Elbseite zu verhindern und immer wieder aufforderte den Platz zu räumen wurde die Blockade immer größer. Zu Spitzenzeiten am Nachmittag zog sich das Meer von Blockierenden vom Albertplatz bis zur Louisenstraße in der einen und bis zur Alaunstraße auf der anderen Seite. An eine Räumung seitens der Polizei war eigentlich nicht zu denken.

Gut lief in diesem Jahr eigentlich auch die Informationspolitik der Demoleitung, über Ticker, Twitter und Webseite gab es regelmäßige Updates, ab Mittag bekam man auch über Coloradio regelmäßige Updates. Schwierig war es sicher nur besonders große Enthusiasten daran zu hindern die Blockaden zugunsten anderer Blockaden zu verlassen. Dies lässt sich aber einfach nicht vermeiden denke ich. Die Versorgung mit warmen Essen und Tee war ebenfalls gewährleistet, zumal auch die umliegenden Restaurants und Buden sicher ihren Umsatz machten.

Die Auftritte und Reden waren nicht wirklich spektakulär, nur eine Rede vom DGB war echt peinlich und ohne jedes Niveau. Da trat die Dame tatsächlich auf die Bühne um die Blockierenden zur Menschenkette zu gewinnen. Die Buuh-Rufe waren bei aller Meinungsfreiheit absolut gerechtfertigt und nötig, das Abwerben von Teilnehmern ist einfach eine Frechheit.

Irgendwann gegen 15 Uhr kam dann endlich die befreiende Meldung das die Polizei den Nazis die sich inzwischen auf dem Neustädter Bahnhof versammelt hatten keinen Abmarsch genehmigten, da die Sicherheitslage zu riskant wäre. Eine gewisse von Gerüchten geschürte Spannung blieb jedoch bis zum Schluss, denn niemand konnte wissen ob die Polizei nicht doch eine der kleineren Blockaden räumen würde um den Nazis ihren Trauermarsch zu ermöglichen. Es blieb jedoch bis zum Ende ruhig. Pünktlich gegen 17 Uhr begann dann die Polizei die Demo der Nazis aufzulösen und die frustrierten Braunen in ihre Züge zu stopfen.

Auf dem Albertplatz gingen zu dieser Zeit als klar war das keine Nazis marschieren würden auch einige wieder nach Hause, verständlich nach Stunden in der Kälte. Auch wenn es am Rande sicher hier und da ein wenig Reibung gab, ein paar Mülltonnen brannten und Scheiben zu Bruch gingen, ich habe eine friedliche Demonstration erlebt. Menschen aller Farben, Linke, SPDler, Piraten, Kommunisten, Sozialisten, Antifas und was unorganisierte Bürger die gemeinsam, friedlich den Nazis die Möglichkeit nahmen ihre geheuchelte Trauer zusammen mit ihren verfälschten Tatsachen durch die Straßen zu tragen.

Nur eins hätte mich noch mehr gefreut, wenn die Brücken frei und die Menschenkette die Nazis eingeschlossen hätte statt sie rein symbolisch auszusperren, aber Kritik gibt es immer und jetzt ist erstmal Zeit den Erfolg zu genießen. An die Presse geht jedoch nur meine Verachtung, denn dafür, dass ich für freie, unabhängige Medien bezahlen soll grenzen die Nachrichten des gestrigen Tages an glatte Lügen. Entweder die Blockaden werden fast gar nicht erwähnt oder die Menschenkette zum Grund des verhinderten Naziaufmarsches stilisiert.

Ich kann nur allen danken die gestern in Dresden waren, allen die die Plätze und Straßen gegen die Nazis gehalten haben, die sich “Festung gegen Intoleranz und Dummheit” zwischen ihre Stadt und den braunen Abschaum gestellt haben statt ein nutzloses, hohles Symbol zu setzen wie in all den Jahren davor.

Hier nochmal ein paar Links zu Berichten die mir auf die Schnelle in die Finger gekommen sind:

Dresden Nazifrei (stündliche Zusammenfassungen)