so sprach Wolfgang Tiefensee. Ich sage wenn Dresden weite so vormacht wie man gegen Nazis kämpfen kann können kommende Generationen von Faschisten auf gut trainierte Ordnungskräfte zurückgreifen die ein ganz klares Bild davon haben wer der Fein ist. Meine Erfahrungen vom 13ten und 14ten Februar lassen da keinen anderen Schluß zu.
Schon im Vorfeld verschob das Dresdner Ordnungsamt ironischer Weise sowohl den Startort der Nazidemo zum Hauptbahnhof und den Startort der Antifa Demo vom Hauptbahnhof in die Neustadt. Was den Nazis eine repräsentative Route durch belebtes und bewohntes Gebiet verschaffte. Die von Gewerkschaften und Parteien organisierte Geh Denken derweil startete einen Sternmarsch vom Goldenen Reiter / Bahnhof Neustadt / Wettiner Platz zum Theaterplatz. Ganz klar außer Sicht und Hörweite von den Nazis. Einen Faux-Pax wie im letzten Jahr als die Geh Denken Teilnehmer machtlos die Nazis vor der Semperoper sehen mussten gab es nicht, dafür viel Schulterklopfen das sinngemäß auf der Abschlußkundgebung zusammen gefasst wurde: “Wir geben die Straßen und Plätze in Dresden nicht frei für Rechtsextremisten” (O-Ton Claudia Roth)
Ok ja verdammt viele waren es aber die Straßen in der Innenstadt gehörten ganz allein den Nazis. Und während sich die Antifaschistische Demonstration unter dem Motto No Pasarán einen übermächtigen Aufgebot der Ordnungskräfte gegenübersah waren die Dresdner Bürger dem Trauermarsch der Nazis ausgeliefert. Polizeibegleitung war quasi nicht vorhanden. Ähnlich muss es wohl am Freitag gewesen sein als die Antifa-Kundgebungen von der Polizei eingekesselt wurden während mehr als 1000 Nazis mit Fackeln durch die Stadt pilgerten.
Im Grunde lief das Leben in Dresden aber ganz normal, ein wenig Tourismus, ganz normales Samstagsshopping. Nachdem ich die Geh Denken vom Haus der Presse aus in Richtung Innenstadt verlassen hatte gelang es mir nach mehreren Anläufen in die Altmarktgalerie zu verschaffen. Der Anblick des Külz-Ringes trieb mir dann aber das Mittagessen wieder nach oben, die Nazis marschierten in langem dünnen Zug entlang wurden alle paar Minuten kurz gestoppt um den Shoppenden den Durchgang zu ermöglichen. Das zog aus meiner Sicht den ganzen braunen Fluss noch mehr in die Länge. Widerstand war hier im warsten Sinne des Wortes zwecklos, normale Menschen mit Gedanken daran blieb dieser im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken, Polizei gab es in ganzer Zuglänge kaum, man verließ sich hier also voll auf die harmlosigkeit der Nazis.
Tatsächlich tat man damit genau das was die Nazis erwarten, man verschaffte ihnen ein harmlose, zivilgesellschaftliches Bild in dessen Kontrast man die provozierten Gewaltakte bei der Antifa stellen konnte. Auf dem Rückweg zum Theaterplatz blieb ich dann auf Höhe des Taschenbergpalais stecken und erreichte mein Ziel erst als die Polizeikette an einer Stelle mit Verletzen Demonstranten aufriss. Mir fällt zu der Situation nur der Vergleich zu eingesperrten Tieren ein. Kein Tier ist von sich aus aggressiv, drängt man es aber in die Ecke gerät es schnell außer Kontrolle. Wer nicht gerade ein Kind auf dem Arm oder über Sechzig war wurde von den Beamten in Schwarz gestoppt und am weiterlaufen gehindert.
Auf der Abschlußkundgebung der Geh Denken dann gab es schöne, heiße Reden mit viel Selbstbeweihräucherung. Dem muss man lassen das dort wirklich viele Menschen waren, aber ein wirklicher Erfolg wäre es wohl gewesen wenn diese Menge Menschen ohne den Naziaufmarsch gegen Rechts zusammen gekommen wäre. Einfach so, um ein Zeichen zu setzen. So bleibt am Ende der fade Nachgeschmack des Erlebten und Gesehenen.
Auf dem Heimweg blieb mir nur die Berichterstattung von der Synagoge auf Coloradio wo die Polizei eine Gruppe von mehreren hundert Antifaschisten gewaltsam auflöste. Und mein Tag in der Innenstadt endete am Bahnhof Mitte als ich in eine Bahn stieg die gar nicht zu mir nach Hause fuhr. Warum? Weil aus dem Bahnhof Nazis mit wehender Flagge an den dort stehenden Ordnungskräften vorbeiliefen und auf die Straba Haltestelle zukamen…