Zu Ostern 2007 begann ich mein Experiment Mac. Als Probant musste ein MacBook Pro der zweiten Genereation herhalten. Zuerst begeistert vom neuen Gerät ließ ich mich nicht einmal vom kaputten Speicherbaustein oder von den Performance Einbrüchen ohne Akku unterkriegen. Ich erforschte das System und war begeistert von der Einfachheit mit der viele Dinge funktionierten. Heute, gut eineinhalb Jahre später hat sich Ernüchterung breitgemacht. Für mich sind inzwischen weder die Usability, noch die Hardware, noch das Softwareangebot so herausragend einen Mac zu bevorzugen.
Viel Software ist dabei tatsächlich gleich an Board und alles was man nicht in der ersten Stunde braucht, kann man aus Free- und Shareware Archiven ziehen. Tatsächlich ist aber ein One-Man Freeware Tool kein OpenSource Projekt und das Gefühl ist einfach anders vor allem was die Funktionalität angeht. Und als bekennenden OpenSource Fan spürt man schnell die Schranken des Proprietären. Linderung schaffen hier Paketsammlungen wie Macports und Fink mit denen sich Tools aus der Linux Welt auf den Mac bringen lassen.
Der große Haken an der nachinstallierten freien Software ist jedoch die fremdkörperartige Integration von X11. Bei 2 GB RAM kann ich ja durchaus noch damit leben das ich extra noch X11 im Hintergrund laufen haben muss aber die Programme fühlen sich an wie Fremdkörper. Für das Starten über das Dock muss man typischerweise ein Skript schreiben oder ein Terminal öffnen (Außnahmen wie Gimp.app gibt es natürlich aber selten). Läuft dann so eine X11 Anwendung wirkt alles ein wenig aufgesetzt, wie Supermarktsitzbezüge im nagelneuen Porsche. Man kann damit Arbeiten aber das Mac Argument mit der tollen Oberfläche zieht nur noch bedingt und eine Integration in einen Linux Desktop würde gelungener wirken. Dazu kommt das in diesen Ports selten top aktuelle Versionen zu finden sind und auch die Fülle ganz Sicher nicht an ein Ubuntu Repository heranreicht. So habe ich bis heute kein kompilierbares Tool für meinen Raw-Workflow auf den Mac bekommen (und nein ich will eben kein Geld für Aperture ausgeben).
Etwas später gelangte ich dann an den Punkt wo ich meine Fühler nach dem berüchtigten Unix Unterbau ausstreckte. Zugang bekommt man dazu über das Terminal und Unix Tools die nicht im Basisumfang vorhanden sind bringen wieder Fink oder Macports. Soweit so gut, leider brauche ich auf der Kommandozeile immer mal so Tasten wie die Bildlauftasten. Selbst mit Gefrickel hat das aber nicht immer so funktioniert wie es sollte. Für mich ist das allgemein unverständlich das Apple nicht die sonst üblichen ganz stink normalen QWERTY Layouts verwendet. So hämmer ich im Affekt immer noch Apfel-Rechts + Q um einen Klammeraffen zu erzeugen und beobachte dann statt dessen wie sich das Fenster schließt. Vor allem beim steten wechsel ist das recht nervig.
Auch sonst ist die Hardware in meinen Augen nicht herausragend. Sicher die Verarbeitung ist solide, aber in Punkto Qualität gleichwertige Produkte gibt es auch schon für weniger Geld. Zumal auch in Punkto Hardware zwei kleine Dämpfer auf meiner Liste sind. Da stehen zum Beispiel die Wäremeentwicklung und der Lärmpegel unter Last. Das ein Rechner kühlen muss wenn er heiß wird ist in Ordnung aber das Geräusch meines Macs gleicht einer Turbine, schön das es beim Surfen meist gar keinen Muks macht aber wenn man mal spielt setzt man besser Kopfhörer auf. Was aber in meinen Augen auch gar nicht geht ist der begrenzte Kippwinkel des Displays, der hat mich so manches mal am entspannten Sitzen gehindert.
Auch wenn sich bei mir in den letzten Wochen genug Unmut aufgestaut hat mir trotz passabler Hardware Leistung ein neues Notebook zu bestellen war der Mac eine interessante Erfahrung für mich. Allerdings ziehe ich dem Mac ein ordentlich konfiguriertes Linux vor, da fühle ich mich heimischer, zumal zum Zocken hab ich auch auf dem Mac ein Windows parat gehabt.