Vor knapp drei Jahren habe ich das erste Mal mit gemischten Gefühlen die vier Etagen am Strehlener Platz erklommen und mich erstmal in die falsche Klasse gesetzt. Manchmal denke ich, ich hätte einfach dort in der Klasse des dritten Lehrjahres sitzen bleiben sollen und alles wäre schon vorbei. Doch wenn ich noch einmal richtig darüber nachdenke, dann wäre mir doch einiges entgangen und ich würde noch auf so manchem Vorurteil sitzen.

Richtig, wer kennt nicht die grausigen Geschichten über Berufsschüler die den ganzen Tag über rülpsen, saufen und an ihren tiefergelegten Autos rumschrauben. Zum ersten einen gute Nachricht, die Menge der Berufsschüler ist nicht rein hetereogen und dumm. Man kann wenn man so will recht einfach in “Nix-Raffer”, “Nix-Raffen-Woller” und “Anderen” unterteilen, wobei letztere Gruppe sich noch nach ihren Motiven unterscheiden lässt: “Umschulung”, “Studienabbruch”, “Versehentlich nicht Studiert”. Die Gruppe der “Anderen” zieht sich nach vollendetem Tag schnellstmöglich nach Hause zurück um sich dort von der Folter des Tages auszuruhen, während der Rest die Mixery Kiste aus dem Kofferraum holt und sich mit lautem “Bumm-Bumm” auf den Heimweg macht.

Ich möchte niemanden verurteilen, aber eben diese Schüler sind es die in der Öffentlichkeit das Bild des Berufsschülers prägen. Nur leider wirkt sich diese verbreitete Stimmung auf den gesamten Unterricht aus und es obliegt dem Lehrkörper das beste daraus zu machen. Unglücklicherweise finden sich nur relativ wenige darunter, welche dem Druck der Unwissenheit und dem mangelnden Wissensdrang stand halten. Die meisten knicken früher oder später ein.

Dabei unterscheiden sie sich dann eigentlich nur noch in der Art des Einknickens, so ließ sich ein besonderes Exemplar bereits auf 1000 Meter Entfernung am alkoholischen Geruch des Atems erkennen, während andere sich mit harter Rhetorik und schlechten Noten gegen die Schüler zur Wehr setzen. Aber auch das andere Extrem das nur noch gute Noten um des Klassenfriedens willen verteilen ist sicher nicht nur in einer Schule anzutreffen. In Ausnahmefällen jedoch trifft man auch Lehrkräfte an, welche sich mit ihrem Beruf identifizieren und sich darauf verstehen allen Schülern ein gewisses Gefühl von Zulänglichkeit zu vermitteln.

Denn auch der Lehrplan ist von Grund auf schlecht, oder zu einfach. Drei Jahre lang habe ich darauf gewartet etwas neues in der Schule zu lernen, aber alles was ich bekam waren kleine Brocken bereits bekannten Wissens die ich aufschnappen und daheim, für mich allein wieder verwerten konnte. Verwerten, das heißt ein Buch nehmen, Google bemühen und selbst ausprobieren. Ausnahmen bilden hier die “Nebenfächer” wie Deutsch und Sozialkunde, welche im Prinzip nach dem Abitur keinen Anspruch mehr auf Weiterbildung erheben können. Ebenso aus der Menge der Fächer in denen man nichts neues lernt ist Wirtschaft, wobei hier wiederum jeder mit sich selbst ausmachen muss welchen Nutzen es für die Ausbildung hat.

Auch wenn ich nicht glaube, das ich in naher Zukunft Preise kalkulieren und Bücher führen werde war dies doch das Fach, welches mich noch ein wenig motiviert hat nicht ständig krank zu sein. Denn der fachliche Teil, also alles was mit IT-Systemen und Programmierung war doch reichlich verkorkst. Meist hatte man das Gefühl in einer Produktschulung zu sitzen bei dem einem die Vorteile der monopolistischen Softwareentwicklung näher gebracht werden sollte. Highlights dieser Zeit waren wohl:

Rekursion ist etwas schlechtes, das darf man nicht verwenden!
Bei der Arbeit mit Visualstudio arbeitet man mit dsp, dsq und cpp!
Heute werden sie einen Deadlock erleben!
Leider müssen wir die Datenbank nach jedem Serverneustart neu einrichten, dazu klickt man auf Neue Datenbank erstellen!

Im hardwarenahen Bereich gab es leider auch nicht viel mehr Interessantes, zumal hier die Schwerpunkte auf dem abtippen von Assemblercode für eine Z80 Plattform, dem verdrahten von Telefonanlagen und der Installation von Windows lagen. Aber auch hier ein paar kurze Erinnerungen die mit diesen Fächern verbunden sind:

Du sollst doch das programmieren was an der Tafel steht!
Zum Thema Prozessoren findest du maximal Material für 20 Minuten Vortrag!
Linux, das kennen sie ja schon das brauchen wir nicht erst zu machen, wir installieren jetzt 2000 Server!

Ja das waren die Fächer der Schule und wie schon Eingangs erwähnt sind die Inhalte nicht schlecht konzipiert, nur schlecht umgesetzt, was aber zum Teil den lustlosen Schülern und zum Teil den resignierenden oder nicht pädagogisch geschulten Lehrkräften anzulasten ist. Und somit möchte ich mein Fazit noch mit einem Zitat schließen das die ganze Misere auf den Punkt bringt:

Schüler: Was sollen wir jetzt eigentlich genau machen? Lehrer: Habt ihr etwa nicht zugehört? Ihr sollt spielen!

so long and thanks for all the wasted time !!!